Hindernisse beim Erwachen

Was hindert dich am Erwachen?

Eine Liste von Hindernissen, die dich vom Erwachen abhalten könnten. Bitte lass dich nicht von der Aufzählung der vielen Hindernisse entmutigen. Es geht nur darum Hindernisse, die dir evtl. nicht bewusst sind, aufzuzeigen.
(Der hier benutzte Begriff Anhaftung kommt aus dem Buddhismus und bedeutet an etwas zu “kleben”, nicht von etwas loslassen können.)

Wir kennen drei Arten von Hindernissen, die dem Erwachen entgegen stehen:

1

Aufgrund von Glaubensvorstellungen nicht aktiv nach dem Erwachen zu suchen.

Kurz vor dem Augenblick des Erwachens kannst du nichts tun, aber du kannst die Chance deutlich erhöhen, eine Situation zu erleben, in der du erwachst.

Der Glaube, Erwachen passiert sowieso nicht in diesem Leben.
Anhaftung am Jenseits (was zusätzlich auch noch eine Fokussierung auf die Zukunft statt des Hier und Jetzt ist).

Der Glaube, dass nur extrem wenige Menschen erwachen können.
Statistik: Wieso sollte ausgerechnet ich die Erleuchtung erlangen?

Anhaftung an Metaphysik.
Erwachen wird durch religöse, metaphysische oder esoterische Vorstellungen so verklärt, dass du gar nicht mehr richtig danach strebst.

Der Glaube, dass Erwachen sich schon automatisch einstellt, wenn die Zeit dafür reif ist.
Was, wenn die Zeit schon lange reif ist, du nur keine Situation suchst, in der Erwachen geschehen kann?

Der Glaube, eine bestimmte Methode bewirkt das Erwachen.

Der Glaube, Erleuchtung ist in fernen Ländern zu finden.

Selbstwert-Probleme:

  • Ich bin das Erwachen bzw. die Erleuchtung nicht wert.
  • Ich muss erst bestimmte Taten vollbringen, z.B. genug meditieren. Anhaftung an Meditation.
  • Ich muss erst mit meinem Ego aufräumen.
  • Ich muss mich erst reinigen, ich muss erst ein besserer Mensch werden.
  • Ich muss erst mit meinem Leben aufräumen.
  • Das Ego ablehnen oder bekämpfen wollen, anstatt es anzunehmen in innerer Harmonie.

Der Glaube, ich kann mir die Erleuchtung durch gute Taten verdienen.

Verherrlichung spiritueller Meister.
Du traust dich nicht, dich mit dem Lehrer auf eine Stufe zu stellen. Ego-Spielchen mit dem spirituellen Lehrer: Du willst vom spirituellen Lehrer geliebt bzw. besonders beachtet werden. Du siehst dich eventuell als besonders ausgewählt. Der Glaube, nur Meditationsmeister, etc. erwachen bzw. werden erleuchtet. Der Glaube, es bedarf eines Segens oder bestimmten Karmas, um zu erwachen (was wenn der Segen schon lange da ist bzw. das Karma schon lange reif ist?). Der Glaube, der Lehrer bewirkt das Erwachen (Selbst Buddha konnte die Menschen nicht erwecken, sie mussten den letzten Schritt schon selbst tun).

Kein Interesse am eigentlichen Erwachen.
Du hast nur Angst vor einer schlechten bzw. schlechteren Wiedergeburt, falls du so weitermachst, wie bisher. Du lehnst vielleicht sogar das eigene Leben ab und willst aus dem Leben bzw dem Kreislauf des Lebens aussteigen “um endlich Ruhe zu haben”. Du bist eigentlich gar nicht an Erwachen interessiert, sondern an psychischer Weiterentwicklung und daran, Erleichterung in deiner Not zu finden.

Betriebsamkeit
Ständige Ablenkung bzw. Anhaftung an esoterischen Treiben. Abneigung gegen das Weltliche, Vergängliche, Samsara. Ständige Beurteilung bzw. Verurteilung. Erzwingen-Wollen der (Bliss-)Zustände während der Meditation.

2

Nicht im Hier und Jetzt zu sein, meist dadurch, dass du den Fokus unbemerkt ständig auf der Vergangenheit und/oder der Zukunft hast.

Dieser Fokus versperrt dir die Sicht für das buchstäblich naheliegende.

Der Fokus auf die Persönlichkeit, auf die Lebensgeschichte, auf die Krankheitsgeschichte, auf vergangene Leiden oder Errungenschaften.
Das ist ein Fokus auf die Vergangenheit und damit nicht im Hier und Jetzt. Auch psychische Probleme und Dramen, holen einen ständig aus dem Hier und Jetzt.

Bestimmte Konzepte halten dich in der Vergangenheit:

  • Ständig alles in Schubladen zu stecken (“kenne ich schon”).
  • Auf alles eine Antwort haben.
  • Konkrete Vorstellungen über das Erwachen und über Erleuchtung (ich habe schon soviel Erfahrung, ich weiss wo es hingeht).

Angst vor den Konsequenzen des Erwachens.
Ängste legen den Fokus auf die Zukunft. Man kann nur vor etwas Angst haben, das in der Zukunft liegt.

  • Die Angst, die Gemeinschaft, die Sangha (buddhistische Gemeinschaft), die Freunde, die Familie, Kinder oder den Beziehungspartner bzw. Beziehungspartnerin zu verlieren.
  • Die Angst soviel arbeiten zu müssen, wie erwachte Vorbilder.
  • Die Angst, deinen Beruf aufgeben zu müssen.
  • Die Angst aus dem Leben herausgerissen zu werden.
  • Die Befürchtung sich dann nur noch für das Wohl aller einsetzen zu müssen.
  • Angst vor der Erwartung anderer.
  • Die Sorge, was andere von dir denken.
  • Die Angst so werden zu müssen, wie bestimmte Vorbilder.
  • Die Angst auf etwas bestimmtes in deinem Leben verzichten zu müssen.
  • Die Angst, dass du nach dem Erwachen nichts mehr hast, woran du dich orientieren kannst.
  • Die Angst, dass du nach dem Erwachen keine persönliche Entwicklung mehr hast.

Wünsche im Zusammenhang mit dem Erwachen.
Wünsche und Willen legen ebenfalls den Fokus auf die Zukunft. Z.B. der Wunsch nach Superpowers, der Wunsch, dass das Leben einfacher wird, der Wunsch, nach dem Ende des Leidens, nach der Erlösung von allen Problemen, der Wunsch etwas besseres zu sein als andere. Der Wunsch in der Zukunft, die du ersehnst, auf die du dich freust, anzukommen. Der ständige Wille, etwas verbessern zu wollen. Das Erwachen wird als Mittel zum Zweck gesehen und dadurch mit Erwartungen verknüpft, die als Filter wirken.

Achtsamkeit kann helfen, immer wieder zu entdecken, wann du nicht im Hier und Jetzt bist und die Gedanken und dazugehörigen Themen zu indentifizieren, die dich immer wieder aus dem Hier und Jetzt holen.

3

Kurz vor dem Erwachen nicht loszulassen, sondern den Augenblick zu verpassen, weil du meinst, etwas tun zu müssen.

Der Glaube, Erwachen ist schwierig.
Das verursacht Anstrengung, statt loszulassen.

Der Glaube, Erwachen kommt durch Erkennen von etwas, das tief in dir drin ist.
Das Verursacht Suche.

Das Gewahrsein als Konzept zu nehmen, statt im Hier und Jetzt wahrzunehmen, ohne zu beurteilen, ohne Zeit.
Dies ist eine Falle, in die besonders Menschen tappen können, die viel über Achtsamkeit, Meditation und Erwachen gehört haben.

Der Glaube, Erwachen kommt auf eine bestimmte Art, z.B. durch ein Flash-Erlebnis.

Der Glaube, Erwachen ist wie eine Erfahrung unter den anderen Erfahrungen des Verstandes.
Erwachen geschieht aber, wenn der Verstand kurzzeitig heruntergefahren oder unterbrochen wird. Hast du ständig trennende Gedanken? Bist du eventuell nicht ehrlich zu dir selbst (im negativen, wie im positiven Sinne)?

Der Glaube, du kannst etwas tun.
Du kannst dich nur hingeben, wie du dich im Bett beim Einschlafen hingeben musst. Allerdings sollst du bewusst bleiben und nicht einschlafen oder in Trance fallen. Erwachen ist nicht wie ein Traum.

Das primäre Ziel Buddhas waren nicht mehr Buddhisten, sondern mehr Buddhas.

Gibt es noch mehr Hindernisse am Erwachen, bei denen dein Verstand aktiv ist und du dir dessen nicht bewusst bist?