Den Geist beruhigen

Die Wirkung dieser Pointing-Out Instructions besteht darin, den Verstand bzw. deine Person immer weiter zu beruhigen, bis sich zeigen kann, was wir wirklich sind. Übrigens wird deine Person beim Einschlafen oder in Trance nicht ruhiger (was man ja auch am lebhaften Träumen sehen kann), sondern nur dadurch, dass du immer weiter Aktivitäten stoppst. Oft ist man sich solcher Aktivitäten gar nicht bewusst.

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Komme vollständig in die Wahrnehmung, unterscheide genau zwischen Wahrnehmung und Gedanken und Konzepten.

Die Landkarte ist nicht die Landschaft – Alfred Korzybski

Woher weisst du, dass du jetzt wirklich wahrnimmst und nicht konstruierst? Kannst du den Gegenstand deines Gedankens mit deiner inneren oder äußeren Wahrnehmung erfassen?

Wenn du einen Tisch siehst, ist dieser konkrete Tisch eine sinnliche Wahrnehmung von Farben und Formen. Aber das Konzept “Tisch” setzt eine Art Standard-Tisch voraus, den es nicht gibt. Wenn Kinder ein Gesicht zeichnen sollen, malen sie oft Punkt, Punkt,
Komma, Strich, für Augen, Nase und Mund. Sie malen eine Abstraktion, die kaum etwas mit der tatsächlichen Wahrnehmung eines konkreten Gesichts zu tun hat. Dies ist ein Beispiel für ein Konzept.

Weitere Beispiele für Konzepte:

  • Das Leben (eine Vielzahl einzelner Erfahrungen)
  • Spritualität (kannst du sinnlich erfahrbahre Eigenschaften der Spiritualität angeben?)
  • Die Suche (was für konkrete Verhaltensweisen unternimmst du?)
  • Deine Person (sie kann nur “existieren” als jeweiliger momentaner Gedanke)
  • Dein Ego (die Summe deiner Ich-will, Ich-will-nicht Entscheidungen?)
  • Die Wahrnehmung (ein Oberbegriff für sinnliche äussere oder innere Wahrnehmung)
  • Das Erwachen (was immer du darüber denkst, wird vermutlich falsch sein)
  • Die Kontrolle (was, genau machst du, um zu kontrollieren)

Abstrakte Begriffe weisen auf Konzepte, statt konkreter Wahrnehmung oder Handlungen im Hier und Jetzt, hin.

Verabschiede dich für die Dauer dieser Pointing-Out Instructions von Konzepten und gehe in die Wahrnehmung von dem, was jetzt innen und aussen erfahrbar ist.

Die wahrnehmung ist ausserhalb der Person. Von wo aus nimmst du wahr? Zu glauben, die Wahrnehmung hat ein Zentrum in deiner Person ist auch ein Konzept. Zu glauben, dein Körper hat konkrete Grenzen, ist auch ein Konzept. Wo, genau, im Körper kannst du jetzt die Begrenzung wahrnehmen?

Konzepte sind in vielen Kontexten sehr nützlich, aber wenn du sie nicht beiseite legen kannst, hindern sie dich am Erwachen. Die Forderung voll in die Wahrnehmung zu gehen, bedeutet nichts für wahr zu halten, was du nicht hier und jetzt konkret wahrnehmen kannst.

Ab jetzt zählt nur die Wahrnehmung.

2

Schaffe sämtliche Identifikationen ab. Wer oder was bist du in deiner konkreten Wahrnehmung? Ist die Antwort ein Konzept oder eine tatsächliche Wahrnehmung?

Du bist nicht deine Gedanken, denn du bist auch dann da, wenn du gerade nicht denkst. Was nimmst du wahr, wenn du gerade nicht denkst?

Du kannst auch nicht etwas sein, was durch deine Gedanken konstruiert wird, z.B. deine Selbstbild, deine Person oder dein Ego. Denn in der Wahrnehnung existieren diese Konstrukte nur solange, wie du an sie denkst. Du bist aber weiterhin da.

Du kannst auch nicht deine Geschichte, dein Wille oder deine Wünsche sein, denn auch diese Konstrukte existieren nur solange in der Wahrnehmung, wie du an sie denkst. Auch wenn du von diesen Gedanken eine Pause machst, bist zu weiterhin da.

Du kannst auch nicht dein Beruf sein, z.B. ich bin Techniker, denn du bist auch (in der Wahrnehmung!) da, wenn du keinerlei Gedanken oder Aktivität eines Technikers durchführst. In gleicher Weise kannst du auch kein Vater, Mutter, Tocher oder Sohn sein. Diese Identifikationen halten alle in der Wahrnehmung nicht stand, wenn du gerade nicht mit ihnen beschäftigt bist. Trotzdem bist du aber auch dann immer noch da.

Du bist auch nicht das Produkt deiner Vergangenheit, der Gesellschaft oder deiner Eltern. Denn du bist weiterhin da, auch wenn momentan keinerlei Konditionierung aus deiner Vergangenheit, Gesellschaft, etc. wirkt. Löse dich von diesen Verstrickungen. Sie entfernen dich von der Wahrnehmung im Hier und Jetzt.

Du kannst nichts sein, was in der Wahrnehmung vorübergehend verschwinden kann. Du kannst auch nichts sein, was durch Veränderung ganz verschwinden kann.

Stoppe alle Identifikationen mit vorübergehenden Konzepten. Stoppe alle Identifikationen, auf die du stolz bist. Stoppe alle Identifikationen und Beurteilungen, die andere dir gegeben haben.

Was macht dich aus? Kannst du wirklich in der Wahrnehmung das sein, was dich ausmacht?

Wer oder was bist du (nicht als Konzept, sondern in der Wahrnehmung)?

Wer oder was bist du in der Lücke zwischen zwei Gedanken?

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Finde Daueraktivitäten und Filter und stelle sie ab. In der persönlichen Einstellung können Daueraktivitäten liegen, die einem eventuell nicht bewusst sind. Auch Widerstände gegen die aktuelle Situation sind Aktivitäten, die für diesen Moment, in dem Erwachen geschehen kann, losgelassen werden sollen.

Widerstehen und Hadern sind Aktivitäten. Keine Widerstände gegen das Leben, gegen dein So-sein. Höre auf zu hadern mit anderen Menschen, mit dem System, mit deiner Vergangenheit, mit Erinnerungen oder mit Krankheiten und dem Leiden.

Konflikte innerlich austragen, ist eine Aktivität. Vergiss für diesen Moment alle Konflikte mit anderen Menschen oder der Welt. Stelle die Waffen weg.

Befreie dich in diesem Moment von allen Verpflichtungen, die du wegen deiner Lebenssituation zu haben glaubst und von allen Erwartungen, von denen du annimmst, dass andere sie an dich stellen. Du musst niemanden etwas beweisen, du musst vor nichts und niemandem weglaufen, du brauchst niemanden zu beeindrucken. Es gibt keine Rolle zu spielen. Befreie dich von dem Bild, was andere von dir haben. Dieses dauernde Abgleichen mit dem Bild anderer ist eine Aktivität.

Vergiss in diesem Moment alle Ängste vor der Zukunft, alle Ängste vor unangenehmen Erinnerungen oder Gefühlen.

Vergiss alle Pläne, Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen. Gib die Erwartung an deine bessere Zukunft auf, gib jedes Wollen und jede Hoffnung auf. Erwachen kann stattfinden, wenn es nichts mehr zu erreichen gibt.

Gibt es noch Widerstände gegen die jetztige Situation? Bist du noch mit etwas nicht einverstanden?

Alles in Schubladen packen und in Kategorien einzuordnen ist eine Aktivität. Da alles relativ und anzweifelbar ist, lasse für diesen Moment die Dinge einfach unbeurteilt stehen. Du musst nichts tun. Du musst nur wahrnehmen.

Beende jedes Kontrollieren-wollen. Es verhindert das Erwachen.

Ein Festhalten an etwas ist auch eine Aktivität. Lass alles los. Anspannungen im Körper oder das Kontrollieren des Atems sind auch eine Aktivität. Erlaube deinem Körper zu entspannen und dem Atem frei zu fliessen.

Beende jede Zensur. Welche Einstellung hast du zum deinem Inneren, zu deinen Gefühlen? Ist alles erlaubt? Darf alles auftauchen? Darf sich alles zeigen? Schützende Aktivitäten können dich auch vor dem Erwachen “schützen”. Nicht eingreifen, in das, was im Inneren geschieht. Alles geschehen lassen, völlige Hingabe.

Gib die Selbst-Beobachtung als Konstruktion auf, gibt die Selbstbeurteilung auf. Nimm einfach wahr, ohne etwas tun zu müssen. Löse alle Anspannungen im Körper, z.B. mit jedem Ausatmen. Sei entspannt, wie im Schlaf und wach und aufmerksam im Bewusstsein.

Erwachen geschieht nicht durch Fabrikationen deines Verstandes in “Trance” oder im Traum. Vergiss alle Konzepte und Vorstellungen vom Erwachen – auch die Gipfelerfahrungen, die du eventuell in der Meditation oder mit Drogen gemacht hast. Löse dich von allen Voreingenommenheiten bezüglich des Erwachens.

Du kannst nichts tun. Es ist wie beim Einschlafen. Du kannst nicht aktiv einschlafen. Du kannst nur einschlafen, indem du dich hingibst. Beim Erwachen geht es um passive, bewusste Wahrnehmung in Hingabe. Die Person kann das Gewahrsein, das wir sind, nicht wahrnehmen, sondern das Gewahrsein nimmt die Person und die Pausen, die die Person macht, wahr. Es ist nicht tief, eher an der Oberfläche, direkt in der Bildebene. Es ist wie dein Spiegelbild, wenn du aus dem Fenster schaust und fasziniert von der Landschaft bist und dich selbst dabei übersiehst. (Sam Harris)

Was ist immer da, auch wenn deine Person eine Pause macht? Eine Pause ist nicht Warten, sondern Sein.

Eine Kamera nimmt nur wahr. Sie beurteilt nicht, was sie sieht und wählt auch nicht aus, was sie sieht. Sie ist immer im Hier und Jetzt. Sie ist in völliger Hingabe. Sei wie eine Kamera.

Gib dich dem hin, was geschieht.

Stille, Gewahrsein, Sein.

Was kann sich jetzt zeigen?
Was wird jetzt wahrgenommen?